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In den letzten Monaten hat ein Produkt in unseren Küchen für Gesprächsstoff gesorgt: Olivenöl. Im Jahr 2023 hat der Einkaufspreis für Olivenöle, den Unternehmen bei den Landwirt:innen und den Ölmühlen bezahlen, ein bisher unerreichtes Niveau erreicht. Der Einkaufspreis für Olivenöl ist um 200 % im Vergleich zum Durchschnittspreis der letzten fünf Jahre (Stand Juli 2023) gestiegen. Doch welche Hintergründe stecken hinter dieser signifikanten Preisentwicklung?
Das Unternehmen Mani Bläuel blickt auf eine lange Geschichte zurück. Fritz Bläuel hat MANI vor über 40 Jahren gegründet und gemeinsam mit Burgi Bläuel aufgebaut. Über vier Jahrzehnte hat Fritz die Entwicklungen des ökologischen Olivenanbaus und der Vermarktung von Oliven in Griechenland mitgestaltet und kann die aktuelle Situation auch historisch einordnen. Sein Sohn Felix – Geschäftsführer von MANI – ist vor über 10 Jahren ins Unternehmen eingestiegen und auch er ist eng mit den Produzent:innen in der Region vernetzt.
Im Interview werden Fritz und Felix Bläuel uns die Hintergründe der aktuellen Preisentwicklung beim Olivenöl näher bringen. Sie werden die Faktoren erläutern, die zum Anstieg des Olivenölpreises geführt haben und ihre Einschätzungen für die Zukunft des Marktes teilen.
Felix und Fritz Bläuel von MANI beleuchten die Hintergründe der Olivenölpreis-Entwicklung.
Lieber Felix, lieber Fritz: Wie kommt es zu diesem deutlichen Preissprung für Euch im Einkauf von Olivenölen (2023)?
Felix: Aufgrund der anhaltenden Trockenheit in Spanien ist die Olivenölernte im letzten Jahr (2022) deutlich eingebrochen. Spanien produziert über 50 % des weltweit gehandelten Olivenöls und die dort angesiedelten Konzerne müssen nun anderweitig Olivenöle einkaufen, um ihre Verträge in den globalen Handelsströmen erfüllen zu können. Obwohl in Griechenland die Ernte 2022 gut ausgefallen ist, kann diese die Nachfrage spanischer Großkonzerne nicht decken. Damit ist eine noch nie da gewesene Situation eingetreten: Spanische Großkonzerne bieten jetzt auch kleinen griechischen Ölmühlen hohe Summen für ihr Olivenöl, mehr oder weniger unabhängig von der gebotenen Qualität. Aber nicht nur aus Griechenland wird Öl gekauft, auch aus Südamerika, Nordafrika und Asien beziehen die Konzerne aktuell ihre Öle.
Als mittelständisches Qualitätsunternehmen haben wir nicht so ein großes finanzielles Polster und müssen unser Bestes geben, um diese Preisesteigerungen für unsere Kunden abzufedern.
Warum sind die Tafeloliven nicht davon betroffen?
Felix: Bei den Tafel- bzw. Speiseoliven handelt es sich um andere Sorten, wie etwa die beliebte Kalamata Olive. Die geernteten, unverarbeiteten Tafeloliven werden nicht global gehandelt, daher werden die Preise auch nicht von der Ernte in Spanien beeinflusst.
Wie bildet sich normalerweise der Preis für euer preisgekröntes Olivenöl?
Felix: Als erste Orientierung dient der Marktpreis für konventionelles Olivenöl. Er ist ein gutes und anerkanntes Indiz dafür, wie die Ernte ausgefallen ist und ob der Preis eher höher oder niedriger angesetzt werden sollte. Das wichtigste Kriterium für den Preis ist die Qualität: unser Team aus erfahrenen Sensoriker:innen und Chemiker:innen wählt aus der Region die besten Öle aus und kauft diese ein. So entsteht unser Top-Produkt. Dafür braucht es langjährige Strukturen und Beziehungen, viel Vertrauen und Knowhow damit das gut funktioniert. Unseren Bauernfamilien zahlen wir Preise, die höher sind als der Markt sie vorgeben würde. Nochmal mehr erhalten unsere Naturland fair-zertifizierten Landwirt:innen, für die besseren Bedingungen, die sie ihren Mitarbeiter:innen bieten.
In Griechenland ist die Ernte gut ausgefallen, im Gegensatz zu Spanien.
Liefern „eure“ Bauernfamilien exklusiv an euch?
Fritz: Ursprünglich war es so. In den Bio-Gründerzeiten waren wir für unsere Vertragsbauern Knowhow-Bringer, Erntemitarbeiter und manchmal auch ein bisschen Aufpasser und Motivator. Das war solange nötig, bis sich diese das notwendige Handwerk und Wissen selbst zu eigen gemacht haben. Die Liebe zu ihrem Produkt hatten sie ja bereits. Zu Beginn waren es 300 Bauernfamilien, die wir alle persönlich kannten und direkt betreuten. Dies ist heutzutage nicht mehr in der Form notwendig. Gleichzeitig haben sich in anderen Regionen, z.B. auf Kreta, andere Produzent:innen großartig entwickelt und mit diesen arbeiten wir seit einigen Jahren ebenfalls zusammen. Die Anforderungen werden immer vielfältiger, da ist es wichtig, eng zu kooperieren, auch wenn es keine feste vertragliche Bindung mehr gibt.
Welche Preisschwankungen sind oder waren dabei typisch – bevor es zu diesen großen Ernteausfällen in Spanien kam?
Felix: Die saisonbedingten Schwankungen lagen in den vergangenen Jahren nie über 20% und konnten immer gut und partnerschaftlich abgefedert werden. Im Fokus waren vielmehr die Qualität und die stetige Weiterentwicklung und Kooperation.
Warum verkaufen die Bauern, mit denen ihr seit vielen Jahren zusammenarbeitet, euch nicht weiterhin das Olivenöl zu Preisen wie vor den spanischen Ernteausfällen?
Fritz: An die spanischen Konzerne können die Bauernfamilien ihr Bio-Olivenöl als konventionelles(!) Öl verkaufen und erhalten trotzdem einen höheren Preis als wir ihn im Durchschnitt der letzten Jahre bezahlt haben. Dies ist eine noch nie da gewesene Situation, auf die unsere gesamte Lieferkette noch die richtigen Antworten finden muss.
Felix: Der Klimawandel erfordert jetzt ein Umdenken hin zum gemeinsamen Miteinander der Partner:innen entlang der Lebensmittel-Wertschöpfungsketten. Wir sind mit unseren Landwirt:innen im stetigen Austausch und suchen nach Lösungen, die wieder für langfristige Stabilität sorgen sollen. Auch mit allen unseren Handelspartner:innen sind wir im Gespräch, um gemeinsam die enorme Herausforderung zu bewältigen. Die Konstruktivität der Gespräche ist sicher ein Ergebnis unserer langfristigen Partnerschaften.
Wie blickt ihr in die Zukunft?
Fritz: Auch wenn durch den Klimawandel die Ernten aller landwirtschaftlicher Produkte zukünftig stärker betroffen sein werden, der biologische Anbau hat sich in vielerlei Hinsicht als robuster und Klimawandel-resistenter erwiesen. Wir sind stolz darauf, dass wir den Bio-Gedanken und die Bio-Landwirtschaft in Griechenland von Beginn an mitgeprägt und mitentwickelt haben. Es ist wichtig, diese Werte konsequent weiter zu leben, im Miteinander und im Einklang mit unserer Umwelt.
Felix: Olivenöl ist kostbar. Wir hier in der Mani leben und erleben dieses wunderbare Produkt jeden Tag. Wir gehen davon aus, dass sich das Preisgefüge wieder stabilisieren wird. Wir nutzen diese Phase, um uns im Team, im Unternehmen weiter zu entwickeln. Wir arbeiten noch effizienter als zuvor und haben Prozesse weiter optimiert. Hier ist dem Team Vieles gelungen und wir sind stolz auf die Entwicklung. Neben unseren Olivenölen sind Speiseoliven und Mezedes ein weiteres Standbein bei dem wir stetig neue Produkte entwickeln und so immer mehr Kund:innen erreichen.
Lieber Fritz, lieber Felix vielen Dank für das Gespräch!
Olivenöl ist ein aktuelles Beispiel für die Auswirkungen des Klimawandels auf die globalen Rohstoffmärkte. In Spanien führten extreme Wetterbedingungen zu massiven Ernteausfällen, was den Preis auch für griechisches Olivenöl auf über 200% des Durchschnittspreises der letzten fünf Jahre trieb (Juli 2023). MANI Bläuel sucht nach zukunftsorientierten Lösungen, um die Situation zu bewältigen. Vertiefende Partnerschaften mit den Olivenbauern und Klimaschutz sind Kernpunkte, um diese Veränderungen zu bewältigen. Der Fokus liegt auf gemeinsamen und nachhaltigem Handeln, um die Wertschöpfungskette zu stärken und den geliebten Geschmack und Qualität des Olivenöls zu erhalten.